Donnerstag, 16. Januar 2014

2.Kapitel



   Love Drunk

                                                                                                                 
„Scheinbar lief es mehr als gut bei deinem … Date?!“ Mara bedachte Toni, mit einem argwöhnischen Blick. Toni hatte vergessen sie anzurufen oder eher verdrängt sich bei ihr zu melden. Sie wollte keine Kommentare, keine klugen Ratschläge, nicht mal ein überschwängliches Kreischen hören von ihrer besten Freundin. Deswegen hatte sie es vermieden sie in irgendeiner Weise zu kontaktieren. Sie hatte dabei nur eins vergessen: Am nächsten Tag war Schule und Mara würde sie sicher nicht in Ruhe lassen, bis sie jedes Detail aus Tony rausgequetscht hatte. Das machte ihr jetzt schon Angst.
Einen Tag zuvor hatte sie noch die Mailbox abgehört. Tatsächlich befanden hatten zwei Personen drauf gesprochen. Die erste von ihrer Mutter, die sie nur daran erinnerte, dass Mara nun schon zum 3. Mal auf dem Festnetzanschluss angerufen hatte und sie sie doch bitte endlich zurück rufen sollte. Kein „hey, wo bist du Schatz? Was hast du die ganze Nacht gemacht?“ oder selbst ein „Wo zur Hölle hast du dich rum getrieben, wir haben uns Sorgen gemacht!“ wäre Toni lieber gewesen, als dieser Anruf. Aber nun ja, anders kannte sie ihre Mutter nicht. Ganz im Gegensatz zu Mara, die scheinbar fast die Polizei gerufen hätte, wegen einem One-Night-Stand! Oh Mann, dabei war es nicht mal einer! Nein, das war anders. Das war… sie konnte es nicht beschreiben. Wie auch sie hatte ja eigentlich keine Ahnung wie das ablief, was passierte jetzt?! Was wenn sie ihn heute wiedersehen würde? Was sollte sie sagen, wie sollte sie ihn begrüßen? Sollte sie ihn küssen?
Nein, ach was. Er hatte sie ja nur nach Hause gefahren. Nicht der Rede wert, meinte er. Aber das stimmte nicht.

Dienstag, 15. Oktober 2013

Chaoswriter on the Blog - That's ME!

Hey Leute, die es auf meinen Blog geschafft haben!

An alle, die gerne lesen, selbst schreiben und einfach mal was neues ausprobieren wollen:

Hier meine kleine Sammlung an aufgeschriebenen Ideen, Geschreibsel, Storys, etc.

In Kürze folgt mehr und ich versuche regelmäßig vorbei zu schauen, damit ihr nicht alzu lange auf die Forsetzungen warten müsst.

Einen lieben Gruß schickt die Chaosqueen!! ;)


Thanks, for nothing! (2)

  Hier nur eine kleine Leseprobe. Das erste Kapitel gibts in Kürze ;)

 2.Kapitel




„Du siehst gut aus.“ Sagte er mit einem aufmunternden Lächeln. Sie zog eine Augenbraue hoch und musterte ihn mit grimmigem Blick.
„Ich bin auf einer beschissenen Beerdigung, trage ein beschissenes Trauerkleid und versuche verdammt noch mal niemanden umzubringen. Ich sehe also alles andere, als gut aus!“ Zischte sie ihm zu, während sie versuchte ihre Wut zu unterdrücken, einigermaßen „beerdigungsgerecht“ auszusehen, was auch immer das heißen sollte, und niemanden für seine Scheinheiligkeit zu verachten.
„Ich meinte auch eigentlich, dass du scheinbar gut damit zurechtkommst. Mit der ganzen Situation.“
„Ich weiß nicht, ob du mir zugehört hast, aber Mordgedanken zu hegen, würde ich nicht gerade als ‚gut zurechtkommen‘ bezeichnen.“  - Er lachte sie ein bisschen aus, aber das war ok, es war ja auch irgendwie lächerlich. Warum war sie überhaupt gekommen? Das ergab nicht mal Sinn. Sie absolut unerwünscht war. In der Kirche, von den Heulsusen, sorry Trauernden und sogar die Toten schienen sie hier nicht besonders gern zu sehen. Sie hatte das Gefühl von überall angestarrt zu werden und von ihren Blicken gesteinigt zu werden.
Wieso also, kam ausgerechnet ER und interessierte sich dafür, wie es IHR ging? Oder wollte er sich nur darüber lustig machen, noch etwas Salz in die Wunde streuen? Nur zu, wieso nicht.
Während alle anderen aussahen als würden sie selbst die Leichen seien, die man zu Grabe trug, schien es ihm ziemlich gut zu gehen.
„Du siehst … auch nicht viel schlechter aus?! Ich meine, wieso stellst du dich nicht neben deine Freundin…“ sie sprach das Wort absichtlich übertrieben ironisch aus, es störte ihn nur wenig, „… und ihre Busenfreundin…“ ihre Stimme wurde leiser, ihr Ton dafür noch etwas abfälliger, „…. und ihr heult um die Wette?“
Beide standen sie etwas abseits der großen Gruppe an Verwandten und Bekannten, als wären sie die Ausgestoßenen. Nur mit dem Unterschied, dass Mia als Einzige nicht erwünscht war. Zu zweit beobachteten sie wie der Sag hinuntergelassen wurde. Nervös kaute sie auf dem Kaugummi herum. Das gehörte sich nicht, oder? Egal. Nikotinkaugummi. Widerlich! Doch der Geschmack auf ihrer Zunge beruhigte sie, als würde er sie ein letztes Mal küssen. Sie hatte nie geraucht, hasste den Geruch in ihrer Nase, den Geschmack auf ihrer Zunge, alles daran. Jetzt war es nur eine weitere Erinnerung, die sie für sich behalten wollte.
Layla, seine Louis Freundin,  warf ihnen von weitem einen vernichtenden Blick zu, nein, der galt wohl nur Mia. Fragend sah sie ihn an. „Geh schon zu ihr, meine toten Freunde und ich fandens hier eh angenehmer ohne dich.“
Er lächelte schief, fast mitleidig, als hätte sie keine Freunde. So war das jetzt auch nicht gemeint. Er trat ein paar Schritte auf die Gemeinde zu, dann drehte er sich noch mal um.
„Ich bin ein Kerl, ich mach das lieber mit mir selbst aus und heul in mich rein oder versinke im Selbstmitleid. Aber wenn ich jemand zum Reden brauche, dann weiß ich, dass da Leute sind, die mich verstehen.“ Sie wusste, wen er meinte und lächelte ein wenig, das erste Mal seit langem. „Ich treffe mich morgen Nachmittag mit den Jungs bei Ellis.“ Sie wollte schon abwinken, weil sie wusste was jetzt kommen würde. Und er sollte nicht denken, sie hätte keine Freunde. Doch dann; „Ohne die Mädels. Aber ich denke bei dir könnten wir eine Ausnahme machen. Wie immer.“ Und da war es wieder, dieses Kumpellächeln, zu dem man einfach nicht nein sagen konnte. „Keiner von uns hasst dich, Mia, im Gegenteil ich würde gerne Zeit mit der Frau verbringen, die als letztes mit ihm zusammen war.“ – Sie nickte kurz, mehr brachte sie nicht raus. Plötzlich war da ein riesiger Kloß in ihrem Hals und sie war ihm deswegen unheimlich dankbar , dass er ihr nur aufmunternd zu lächelte, sich schnell umdrehte und endlich zu Layla ging, bevor er die Träne sehen konnte, die ihre Wange hinunter lief. Nur eine einzige dicke Träne, doch sie brannte so furchtbar, es tat unheimlich weh, als würde sie sich in ihre Haut einbrennen und für immer eine Narbe hinterlassen. Nein, bitte, nicht schon wieder.
Und auf einmal wurde alles noch viel schlimmer. Sie bekam keine Luft mehr, jeder Atemzug kostete ihr unglaublich viel Kraft. Die Welt verschwamm vor ihren Augen und hatte keinen Blick mehr auf seinen Sag, und das Grab.
Nur noch ein Gedanke, sie musste aus diesem Kleid raus, sonst würde es sie umbringen!

Nachdem die scheinbar endlose Zeremonie endlich vorbei war, und tausend weitere Tränen vergossen wurden, drehte er sich erneut zu der großen Eiche ganz am Rand des Friedhofes. Immer noch schien sie die schönsten und wärmsten Sonnenstrahlen anzuziehen. Doch der Platz darunter war leer. Mia war verschwunden, schon seit einer ganzen Weile. Er glaubte aus den Augenwinkeln beobachtet zu haben, als sie gegangen war. Zur gleichen Zeit hatte Julia eine Hand voll Erde ins Grab geworfen und unglaublich theatralisch angefangen zu schluchzen, sodass Layla sie stützen musste, damit sie nicht zusammenbrach.
Irgendwie hatte sie Recht gehabt, das alles hier war ziemlich beschissen und scheinheilig und … einfach nicht das was man sich vorstellt, wenn der beste Freund stirbt. Vielleicht freute er sich deswegen auf das Treffen mit der alten Truppe, um noch mal dieses Gefühl zu haben und vielleicht wollte er sie deswegen dabei haben, einfach weil es dann so wäre wie früher.

Thanks, for nothing!

 Prolog



Tote sollten nicht reden, Tote sollten auch nicht ihre Meinung sagen dürfen. Tote sollten einfach nur unter der Erde liegen bleiben und ihre Klappe halten. Und trotzdem melde ich mich als erster zu Wort. Warum? Ganz einfach: Nach meinem Tod gab es eine Menge Gerüchte, Lügen und Spekulationen, wie ich angeblich gestorben bin. Vergesst sie alle. Alle beschuldigen sich gegenseitig und keiner denkt nach. Deswegen hier ein für alle Mal: ich wollte das so! Auch wenn der Plan etwas anders aussah, war es gut so wie es gekommen ist. Ich bereue nichts! Naja, bis auf die eine Sache, der eigentliche Grund mich noch einmal einzumischen: Es tut mir so furchtbar leid, meine Kleine. Ich wollte nie, dass es du verletzt wirst! Dich darum zu bitten, dass du mir verzeihst, wäre zu viel verlangt. Ich hatte dich nie verdient.



*



Leere. Ich fühle nichts mehr. Ich bin taub. Vielleicht vom Alkohol. Vielleicht von den Schlaftabletten meiner Mutter. Vielleicht von beidem zusammen. War wohl nicht so klug, aber es hilft. Endlich ein Gefühl mit dem ich leben kann. Vielleicht weil es kein Gefühl ist.

Meine Augenlider werden immer schwerer, so langsam erzielen die Medikamente ihre Wirkung. Wie viele hatte ich noch mal genommen? Wie viel Wodka ist noch in der Flasche?  Ich denke über einen letzten Schluck nach, aber meine Gliedmaßen sind schwer wie Blei. Endlich kann ich schlafen, vielleicht für immer. Ich wünschte, es wäre für immer.




Breaktown (4)



4.Kapitel


Morgens halb acht seinen ersten Schultag zu beginnen sollte echt verboten werden, dachte sich Eliza und quälte sich eine Stufe nach der anderen hinauf in ihren ersten Klassenraum. Wie erwartet starrte sie wirklich jeder an, sowohl Schüler als auch Lehrer. In einer Großstadt wär sie vermutlich einfach im Getümmel untergetaucht, doch leider hatte Breakburns High-School gerade mal 200 Schüler.
Nachdem Eliza das Frühstück ihrer Granma heruntergewürgt hatte ohne darüber nachzudenken was sie genau verdrückte, hatte sie sich die nächste Bushaltestelle gesucht. Nur ohne Erfolg: In Breaktown gab es keine Schulbusse, da sowieso alles zu Fuß erreichbar war. Ein eindeutiges Zeichen für ein kleines Hinterwäldler Dorf.
Sogar auf dem Weg zur Schule starrten sie Passanten an. Eliza befürchtete schon sie würde schlecht riechen oder gar einen riesigen Pickel auf der Stirn haben. Dabei hatte sie doch erst frisch geduscht. Außerdem wurde sie das Gefühl nicht los verfolgt zu werden. Was war nur mit ihr los in letzter Zeit? Warum kamen ihr so paranoide Gedanken?
Ihr Direktor Mr. Stiller war ein freundlicher alter Mann mit grauen Haaren. Er führte sie durch das zweistöckige Gebäude, während der Rest der Schülerschaft in den Klassenzimmern saß. Eliza gefiel die gemütliche Cafeteria und die große Schulbibliothek, die wohl gleichzeitig von Studenten und anderen Bewohnern genutzt wurde. Allerdings bekam sie jetzt schon Platzangst, wenn sie durch die schmalen Gänge spazierte. Wie nur sollte sie die Pausen überleben?
Zum Schluss brachte ihr Direktor sie in die neue Klasse, die sie für die nächste Zeit sicher noch öfter zu sehen bekam, leider. Doch wenn sie Glück hatte fand sie jemanden, der ihr bei ihrem Vorhaben behilflich sein konnte, damit sie so schnell wie möglich wieder nach Boston konnte.
Gemeinsam mit Mr. Stiller betrat Eliza den Raum in der Hoffnung, dass sich keine ihrer Befürchtungen bestätigte. In Wirklichkeit war es allerdings noch schlimmer. Zwanzig Augenpaare fixierten sie, inklusive die der leicht verwirrt aussehenden Lehrerin, die sich jedoch gleich wieder daran erinnerte, dass ihr Vorgesetzter dort durch die Tür kam.
Während Eliza nun direkt vor der gesamten Klasse stand und alles überblickte, stellte Mr. Stiller sie allen vor. Dabei hörte sie weniger auf sein Gerede und konzentrierte sich mehr darauf einen freien Platz im Raum zu finden möglichst weit entfernt von allen anderen, die ihr größten Teils sehr merkwürdig vorkamen.
Sehr auffällig war das Mädchen in der letzten Reihe, dass sie mit einem verabscheuungswürdigen Blick bedachte, unter dem Eliza sich unwillkürlich zu winden begann. Sie schien eine Vorliebe für alles Schwarze und unheimliche zu besitzen. Wahrscheinlich hielt sie sich Spinnen und mit Sicherheit auch Eulen als Haustiere. Eliza war sich sicher ab jetzt Abstand zu diesem Mädchen zu halten.
Weiter vorne bot sich ihr das genaue Gegenteil: Eine ebenfalls Schwarzhaarige mit leuchtenden Augen und strahlendem Gesicht. Für jemanden in einer so verkorksten Stadt schon fast zu fröhlich, dachte sich Eliza. Das Mädchen schien sich sogar für die Neue zu interessieren, während alle anderen gleichgültig oder misstrauisch waren. Doch war das jetzt positiv oder eher negativ in Breakburn?
Die Frage konnte wohl keiner so genau beantworten, der sich hier nicht auskannte. Eliza versuchte sich die meisten Gesichter einzuprägen und ihnen fiktive Namen zu geben wie „schwarzer Sonnenschein“,  „Gothic-Girl“, „Barbie“ oder „Freaky Freddie“ (sie wusste nicht wirklich wie er hieß aber sie fand den Namen irgendwie passend).
Mal abgesehen von ein, zwei Schülern schien der Rest einer normalen High-School Klasse zu entsprechen: Da gab es die Footballer, die Cheerleader, die Bücherfreaks, naja, und die „Normalos“. So wie sie selbst einer war.
Nachdem der Direktor endlich am Ende angelangt war, wünschte er Eliza viel Erfolg und „Spaß“ für die restliche Zeit, die sie nun an dieser Schule verbringen würde. Natürlich hatte er keine Ahnung, dass es sich nur um wenige Wochen handeln würde, wenn Eliza erst mal ihren Plan ausgearbeitet hatte.
Die Lehrerin, Mrs Buckett war ihr Name, teilte der Neuen einen Einzelplatz, so schien es zumindest, in der aller letzten Reihe zu. Das einzige Problem war dabei der unendlich lange Gang an allen Schülern vorbei. Eliza sah mehr Stolperfallen und Fettnäpfchen als ihr lieb war. Vorsichtig und dabei bedacht so gut wie niemanden in die Augen zu sehen, der sich dadurch vielleicht provoziert fühlen könnte, versuchte sie zu ihrem Platz zu gelangen. Und ehrlich gesagt klappte, dass auch ganz gut. Sie schien in dieser Klasse also nichts befürchten zu müssen. Bis jetzt zumindest nicht.
Ihre erste Stunde war, wie sollte es anders sein an so einem Tag, Mathe. Was genau hatten sich Pythagoras und Newton eigentlich gedacht, als sie ihre Formeln aufstellten. Waren sie vielleicht feindselige Menschenverächter und wollten alle in den Wahnsinn treiben? Bei Eliza könnte das zu treffen und bei vielen anderen sicher auch.
Glücklicherweise wurde die monotone Stimme von Mrs Buckett durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen, so dass alle Schüler erleichtert aufatmeten. Eliza jedoch blieb gleichzeitig ihr Herz stehen, was sicherlich nicht gesund war. Jemand mit einer umwerfenden Aura betrat den Raum.
Er sah nicht besonders begeistert aus als er kurz in ihre Richtung blickte. Oder hatte sich Eliza das bloß eingebildet und er war allgemein schlecht gelaunt. Als Mrs Buckett ihn fragend ansah schien er jedenfalls auf einmal wie ausgewechselt. Auch wenn sein Verhalten etwas Ironisches an sich hatte.
„Einen wunderschönen guten Morgen Mrs Buckett“ grinste er die Lehrerin an, diese strahlte Zufriedenheit aus und war wohl geschmeichelt von seinen Worten.
„Es tut mir furchtbar leid wertvolle Minuten ihres Unterrichts verpasst zu haben, nur leider wurde ich aufgehalten.“ Setzte er fort. Während man in der Klasse schon Gelächter hörte und Eliza das Ganze nur albern vorkam, störte es Mrs Buckett anscheinend überhaupt nicht. Im Gegenteil der Junge wusste genau, wie er sie überzeugen konnte. „Eine kleine Katze brauchte meine Hilfe sonst wäre sie gestorben.“ Sein Blick setzte der alten tierliebenden Dame wohl den Rest zu und sie seufzte nur und bat ihn sich zu setzen.
Als er den Gang entlang ging, grinste er selbstgefällig und klatschte unterwegs noch die Hand seines Kumpels ab, vermutlich Footballspieler mit einer Vorliebe für große Autos.
Eliza sah ihm nicht in die Augen, aber sie beobachtete aus den Augenwinkeln, dass er genau den freien Platz neben ihrem ansteuerte. Ihr Herz klopfte und sie wurde nervös. Sie saß auf seinem Platz! Na toll, was sollte sie jetzt machen? Sie konnte ihn schlecht die ganze Zeit ignorieren. Vor allem bei seiner Präsenz und seinem Aussehen war das unmöglich. Seine Haare waren schwarz (war das vielleicht eine Modemacke in Breakburn?) und so gestylt, als hätte der Wind sie leicht durcheinander gebracht. Seine Augen hatten eine tief blaue Farbe. Eliza wusste nicht, dass Augen so eine Farbe annehmen konnten, deswegen war sie fest von einer Lichtspiegelung ausgegangen. Doch jetzt kam er immer näher auf sie zu und sie hatte keine Ahnung was sie jetzt tun sollte.
Schüchtern und mit einem winzigen Lächeln auf den Lippen schaute sie ihn an, als er direkt vor ihr stand. Er lächelte zurück. Zwar leicht ironisch, aber was solls, Eliza war erleichtert. Sie nahm sich vor ihn ab jetzt nicht weiter zu beachten, das sollte die beste Lösung sein. Doch er hatte anscheinend andere Pläne.
Mit zu ihr gewandten Oberkörper sagte er: „Hey!“ Der Junge streckte ihr seine Hand entgegen. „Jonas“ meinte er. Mrs Buckett war wieder vollständig in ihren Zahlen versunken.
 „Eliza“ gab sie zurück und nahm seine Hand. Er drückte sie und zog das daran hängende Mädchen plötzlich mit einem Ruck näher an sich heran. Beinahe hätte Eliza vor Schreck aufgeschrien, aber sie hatte sich noch unter Kontrolle. Sie spürte seinen Mund nah an ihrem Ohr und wusste nicht was sie tun sollte. Sie spürte seinen Atem an ihrem Gesicht.
„Du bist neu hier nicht wahr?“ sie konnte nur zustimmend nicken und hoffen das keiner von den anderen Anwesenden etwas bemerkte. „Ich geb dir einen Tipp. Wenn du in dieser Stadt überleben willst, halt dich fern von Freddie, Janes Bruder.“ Jonas lockerte den Griff um Elizas Hand wieder und lehnte sich geheimnisvoll lächelnd zurück. Sie starrte ihn fragend an, doch er musterte sie nur, diesmal ohne jegliche Ironie. Er schien sich für sie zu interessieren.
Hatte sie mit ihrer Vermutung recht gehabt? Meinte er wirklich „Freaky Freddie“?
Vielleicht wollte er der Neuen auch nur Angst einjagen, um sie einzuschüchtern. Eliza hoffte, dass nichts von alledem bewahrheitete
Und wer um alles in der Welt war Jane? Eliza konnte sich das nicht erklären. In dieser Stadt schien es zu wimmeln von schwarzhaarigen, selbstverliebten, gruseligen Verrückten. Hatte sie am Morgen noch gehofft Freunde zu finden, war sie spätestens jetzt davon überzeugt es sein zu lassen.

Die Pause war genauso wie Eliza es sich vorgestellt hatte. In den Gängen bekam sie Bedrängungsängste, die sie vorher nur für Einbildung gehalten hatte. 200 Schüler kamen aus den Klassenräumen und drängten sich einer nach dem anderen an ihr vorbei. High-School Schüler waren dabei nicht besonders vorsichtig.
Viele Schüler rempelten sie an, die wenigsten entschuldigten sich. Sie hatte nichts andres erwartet. Die Gänge waren unnormal eng und überall stand etwas im Weg. Plötzlich stieß sie jemand mit voller Kraft von hinten an, so dass sie stolperte und mit ihrem Arm gegen den nächsten Spind stieß. Sie fluchte und rieb sich am Oberarm. Davon würde sie noch tagelang blaue Flecken haben.
Wütend machte sie den Idioten aus, der solche Schmerzen beschert hatte.  Blöderweise sah sie dabei direkt in Jonas meerblaue Augen. Ihr stockte der Atem und schon wieder schaffte Eliza es nicht einen Satz herauszubringen. Mittlerweile musste er schon denken sie sei stumm oder einfach nur zu bescheuert zum Reden.
„Hey“ und schon wieder dieses unwiderstehliche Lächeln, mit dem er mit Sicherheit alle Mädchen rumkriegte. „Tut mir echt furchtbar leid, die Jungs… ähm“ er zeigte auf die grinsenden und besonders unschuldig drein blickenden Objekte hinter ihm. Schließlich sah er wie sie sich immer noch an ihrem Arm rieb. Als sie seinen Blick auffing, nahm sie die Hand weg.
„Das wird ziemlich blau werden.“ Meinte er nur. Eliza wusste nichts darauf zu erwidern, so entstand eine unangenehme Pause zwischen ihnen, doch er wandte sich noch immer nicht zum Gehen. Stattdessen lehnte er mit einem Arm an dem Spind, an dem sich Eliza abstützte und sah auf sie herunter.
„Wie wärs“ schlug er vor „zur Entschädigung lad ich dich zum Essen ein und zeig dir die Gegend?“
Sie sah ihn zweifelnd an. Mittlerweile ertrug sie seinen Blick auf ihr und fand auch ihre Stimme wieder, so dass sie klar denken konnte.
„Ich weiß nicht.“
„Ach komm schon! Ich kenn ein paar interessante Gegenden hier, die dir sicher gefallen würden. Außerdem bin ich sicherlich eine der besten Partien in dieser Stadt. Kannst du jeden fragen.“ Er machte eine ausschweifende Handbewegung den Gang hinunter.
„Ja klar! Du scheinst mir nicht wie jemand, der die neue Unbekannte einfach mal so zum Essen einlädt. Auch nicht als Wiedergutmachung. Komm schon sag einfach, was du wirklich willst.“ Sie hatte keine Lust seine Spielchen weiter mitzuspielen, das Ganze ging zu weit. Es war ihr egal in welche Gegenden er sie locken wollte und was für Geschichten er ihr erzählte. Es war ihr auch gleichgültig wie gut er aussah… Ok das war es nicht wirklich. Aber sie kannte gerade mal seinen Namen und nachdem was sie in dieser Stadt bisher erlebt hatte, wollte sie keinen weiteren Fehler begehen. Immer noch liefen Schüler durch die Gänge und starrten das Paar an. Jonas drängte sich weiter an Eliza und ihr wurde immer unwohler.
„Ich will nur nett zu dir sein und dir helfen. In Breakburn überlebt niemand allein.“ Den letzten Satz flüsterte er und für Eliza stand fest: Jonas gehörte ebenfalls zum Club der geisteskranken Spinner. Eliza gab ein verächtliches Schnauben von sich und wollte sich gerade von ihm abwenden, als er sie schmerzhaft am verletzten Arm festhielt.
Mit angsteinflößend ruhiger Stimme sagte Jonas „ Du willst meine Hilfe nicht? Gut, aber glaub mir, dafür hast du dir eine denkbar schlechte Zeit ausgesucht, Eliza Cutter.“
Mit einem Lächeln auf den Lippen gab er ihr einen Kuss auf die Wange und so schnell wie er aufgetaucht war, verschwand er plötzlich wieder. Eliza schaute ihm wie erstarrt hinterher, während er in der Masse verschwand.
Sie hatte Jonas Hilfe verweigert. Warum nur hatte sie das getan? Einen wie ihn wies man doch nicht einfach zurück.
Erst als es klingelte und sich alle wieder in ihren Unterricht begaben, löste sich ihre Starre, doch die Verwirrtheit blieb.